Der Rotatorenmanschettenriss wird durch eine mehr oder weniger starke Beanspruchung des Armes durch kraftvolle Abspreizung oder Außenrotation, seltener Innenrotation des Armes verursacht. Die durch ein Impingementsyndrom vorgeschädigte RM reißt durch geringere Belastung. Die vorher bereits bestehenden Schulterschmerzen verschlimmern sich plötzlich sehr stark. Die gering geschädigte RM reißt nur bei starker Krafteinwirkung durch Sturz, heftiges Festhalten, Auffangen, Schultergelenksverrenkung oder ähnlichen Ereignisse.
Folge des Rotatorenmanschettenschadens sind je nach Ausmaß heftige Schmerzen und mehr oder weniger Funktionsausfall. Der Arm hängt, Arm kann nicht mehr adäquat abgespreizt oder in einer funktionellen Stellung gehalten werden.
Hier setzt zumindest eine Diagnostik ein. Basisuntersuchungen sind eine klinische Untersuchung, Röntgen und Ultraschall. MRT ist auch hilfreich aber nicht zwingend erforderlich. Die Diagnose kann auch meistens per Ultraschall gestellt werden. Bei Massenruptur gibt das MRT Aussagen zum Zustand der Muskulatur.
Wann ist eine Operation notwendig? Entscheidend ist der Leidensdruck, es wird kein MRT-Befund operiert! Weiteres wichtiges Kriterium ist der plötzliche Funktionsausfall, wobei in diesem Fall anzunehmen ist, dass der Sehnenabriss zeitnah stattgefunden hat. Besonders bei Massenrupturen mit Zurückziehen der RM ist eine Entscheidung zu treffen, weil die Muskulatur über Wochen und Monate irreversibel schrumpft. Zeitnah zu operieren bietet manchmal Möglichkeiten, die mit der Zeit vergehen. Das Zeitfenster kann 4-12 Wochen betragen.
Die Rotatorenmanschettenrekonstruktionsoperation wird heute überwiegend arthroskopisch durchgeführt. Die Operation verlangt eine arthroskopische Diagnostik in gleicher Sitzung und ist nur erfolgreich, wenn alle krankhaften Begleiterscheinungen berücksichtigt werden. Hier sind zu nennen: Knorpelschäden, freie Gelenkkörper, Zustand der Bizepssehne, Steife mit entzündlicher Kapselschrumpfung, Schleimbeutelwucherungen, Schultereckgelenksarthrose, Impingement am Schulterdach und letztlich Rissform der RM und deren Zustand. Bei den häufigen ausgedehnten Veränderungen nimmt die Operation einen deutlichen Zeitrahmen in Anspruch und ist daher besser stationär durchzuführen.
Je nach Rissgröße und Zustand der RM und Qualität der RM – Naht muss der Arm für 2-6 Wochen konsequent ruhig gestellt werden. Das heißt im genannten Zeitraum liegt der Arm in einer Schlinge am Körper an und darf nicht aus eigener Kraft abgespreizt werden. Pendelübungen, hängen lassen und geführte Bewegungen ohne Muskelanspannung sind in diesem Zeitraum erwünscht. In Grenzfällen, wenn die RM nicht in Neutralstellung des Armes spannungsfrei angenäht werden konnte, kommen Abspreizkissen für 6 Wochen zur Anwendung.
Nach dieser passiven Zeit kann eine Aufbelastung der RM und dann auch ein gezieltes muskuläres Aufbautraining der RM erfolgen. Das dauert dann logischer weise eine recht lange Zeit, je nach präoperativem Muskeldefizit, bis wieder eine natürliche Bewegung und ein ausdauerndes Halten des Armes möglich ist. Immerhin kommen ja nicht wenige Patienten erst nach 1-2 Jahren zur Operation.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die operative Versorgung eines Rotatorenmanschettenrisses mit Berücksichtigung aller Begleiterkrankungen eine sehr lohnende Maßnahme mit sehr guter Prognose ist. Der Entschluss zu dieser Operation fällt den meisten Patienten nicht schwer, weil ein hoher Leidensdruck besteht. Man sollte sich aber auch darüber im klaren sein, dass man sich damit auf eine längere Prozedur einlässt! Die arthroskopische Operationstechnik ist sehr anspruchsvoll und auch die Nachbehandlung erfordert eine gute Führung durch den Arzt und Krankengymnasten.